Der 30-jährige Krieg

Während der 30-jährige Krieg insgesamt gut dokumentiert ist, bereitete die Darstellung der Ereignisse in unserer Stadt den Historikern einige Schwierigkeiten, da die meisten Unterlagen beim Brand des Rathauses 1771 verbrannt waren.

 

Der Krieg begann 1618. Aber bis 1631 blieb Lichtenstein bis auf die Teuerungen und gelegentliche Übergriffe versprengter Soldatenhaufen weitgehend verschont.

1630 legte Ernst von Schönburg der Stadt eine Kriegssteuer auf, die den schon bestehenden Steuerdruck weiter erhöhte. Der sechste Teil der Steuern wurden zu Walpurgis (1. Mai) und Michaelis (29. September) an die Herrschaft abgeführt. Den Rest erhielt der Rat der Stadt. Allerdings war es schwierig, die Steuern einzutreiben, da neben dem Geld auch Naturalien abzuliefern waren und Frondienste zu leisten waren.

Mit dem Jahr 1632 begannen die eigentlichen Leiden und Grauen des Krieges auch für Lichtenstein. Wallenstein hatte seinem Unterführer Holk den Befehl gegeben, in Sachsen einzufallen um damit den Abzug der Schweden aus dem Nürnberger Raum zu veranlassen.

 

General Holk zog Anfang August 1632 mordend, plündernd und brandschatzend von Eger über Plauen nach Zwickau. Und am 15. August 1632 zogen die ersten Holkschen Reiter unter Führung des Obristen Mathias Corpitz in Lichtenstein ein. Die Stadt hatte nicht genügend Quartiere für die nahezu 5000 Soldaten. Deshalb lagerte ein Teil der Soldaten – es waren überwiegend Kroaten – an einem Berghang südlich der Stadt. Dieses Gelände wird bis heute als „Kroatenberg“ bezeichnet.

 

Obrist Corpitz nahm auf dem Schloss Quartier. Er ließ es am 16. August plündern und am nächsten Tage in Brand stecken, wodurch auch viele Dokumente verloren gingen.

 

Vor dem Weitermarsch am 17./18. August wurde die Stadt und die Kirche geplündert, die Stadt an mehreren Stellen angezündet. Es brannten 35 Häuser und 4 Scheunen samt der gerade eingefahrenen Ernte nieder, dazu ein Gut auf dem Schäller und fünf Scheunen an der Zwickauer Straße. Damit war ein Viertel der Stadt eingeäschert und nicht alles wurde wieder aufgebaut.

In der folgenden Zeit zogen immer wieder Soldaten durch die Stadt und forderten Kontributionen. So verlangte der schwedische Rittmeister Epp am 23. November 1632 165 Taler , die der Amtsverwalter Paul Scheffler mit Mühe auftreiben konnte.

 

Nach den Schweden zogen wieder kaiserliche Truppen durch Lichtenstein. Am 10 Dezember 1632 würde die Stadt erneut von den Kroaten geplündert.

 

Da Lichtenstein an einem Hauptverkehrsweg lag zogen immer wieder Truppen durch Lichtenstein und jedes Mal wurden Kontributionen und Fourage gefordert.

 

Besonders schlimm war das Jahr 1639. Dieses Mal waren es die Schweden, die am 6. März 1639 die Stadt plünderten und das Hospital und 36 Häuser niederbrannten. Außerdem schleppten sie die Pest ein, die entsetzlich unter der Bevölkerung wütete. (siehe Seite Pestzeiten)

 

Am 6. Juni 1640 kam es zwischen Lichtenstein und Oberlungwitz zu einem größeren Reitergefecht, in dem die Schweden die Kaiserlichen schlugen. Viele verwundete Reiter mussten in der Stadt versorgt werden.

 

Durch den langen Krieg traten auch viele Folgeschäden ein. Ein Scheffel Korn hatte vor dem Krieg etwa 2 Taler gekostet, jetzt musste man 14 Taler zahlen, wenn es überhaupt Lebensmittel gab. Trotz der extremen Lebensmittelknappheit forderte am 18. Oktober der schwedische General Lossus von der Schönburger Herrschaft 20000 Pfund Brot und Mehl und 3000 Kannen Bier. Lichtenstein musste 1856 Pfund Brot und 279 Kannen Bier beisteuern. Das zu erfüllen war nur möglich, weil die umliegenden Dörfern der Stadt halfen um sie vor der völligen Vernichtung zu bewahren. Außerdem gab es geheime Lager von Kornvorräten in den unterirdischen Gängen der Stadt, von denen nur die Viertelsmeister etwas wussten.

 

1645 rückten die Schweden aus Lichtenstein ab und die Kaiserlichen zogen ein. General Duclas wohnte im teilweise zerstörten Schloss.

 

Die letzten drei Jahre des Krieges waren wegen des Waffenstillstandes zwischen dem Kurfürst von Sachsen und dem Oberbefehlshaber des schwedischen Heeres Torstenson nicht mehr so grausam, aber die Durchmärsche und Kriegsleistungen hielten an.

Am 28. Oktober 1648 wurde der Friede zu Münster geschlossen (Westfälischer Friede). Wie in vielen anderen Orten wurde auch in Lichtenstein am 10. Dezember 1648 ein Friedensdankfest angeordnet und gefeiert.

 

 

Wir empfehlen für weitere Aussagen über den Verlauf in unserer Region die Chronik von

Bruno Lippmann, S. 44 ff